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Interview

"Gesunde Führung ist keine Zusatzaufgabe"

Gesund führen - sich selbst und andere: ein Anspruch, der im Alltag oft leichter gesagt als getan ist.
Wie gelingt es Führungskräften, trotz steigender Anforderungen gesund zu bleiben und gleichzeitig ein Umfeld zu schaffen, das auch ihren Teams gut tut? Prof. Dr. Martin Lange teilt im Interview persönliche Einblicke, konkrete Prinzipien für den Alltag und eine klare Botschaft: Gesunde Führung beginnt mit Selbstverantwortung – und wirkt weit über das eigene Verhalten hinaus.
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Interview mit Prof. Dr. Martin Lange

Was bedeutet gesunde Führung im Spannungsfeld zwischen Leistung, Verantwortung und Fürsorge? Welche Rolle spielen Führungskräfte für das Wohlbefinden ihrer Teams? Und was brauchen sie selbst, um gesund führen zu können? Im Interview gibt Prof. Dr. Martin Lange einen kurzen Einblick, warum gesunde Führung heute mehr ist als Feelgood-Management, welche Kompetenzen dafür nötig sind und wie Organisationen wirksame Rahmenbedingungen schaffen können.

Was bedeutet für Sie persönlich „gesunde Führung“?

Gesunde Führung ist eine persönliche Haltung, in einem Team oder Organisation ein zentraler Kulturaspekt. Bei der Planung denken Sie Belastung und Beanspruchung direkt mit oder Sie achten auf entsprechende Ressourcen (Zeit, Ausstattung, Informationen etc.). Das bezieht sich auf die eigene Arbeit und auf die der Mitarbeitenden.

Gab es einen Moment in Ihrem Berufsleben, in dem Sie gemerkt haben: Gesundheit ist (auch) Führungssache?

Ja, zu meiner Uni-Zeit als Doktorand. Das war schon ein riesiger Ansporn mich zukünftig mit dem Thema Gesundheit und Arbeit auseinanderzusetzen. Da wurde Führung stark hierarchisch und machtbezogenen interpretiert. Das hat sich aber mittlerweile auch geändert.

Wie geben Sie als Führungskraft konkret auf Ihre eigene Gesundheit im Alltag Acht?

Ich plane schon regelmäßig meine Sportauszeiten, für mein persönliches Wohlergehen. Im Kontext Arbeit schaue ich dann schon, wann und wie kann ich etwas schaffen/leisten. Es geht vor allem darum mit eigenen Ressourcen wie bspw. Zeit zu haushalten und Aufgaben zu priorisieren. Arbeit gibt es genug und es wird tendenziell immer mehr, daher muss man sich immer wieder bewusst machen, was relevant ist und auf welches Ziel die aktuelle Aufgabe einzahlt.

Welche Denkweise oder Haltung braucht es aus Ihrer Sicht für gesunde Führung - gerade im Wandel?

Zunächst einmal ist es von Bedeutung Gesundheit als individuell dynamischen Zustand zu akzeptieren. Es gibt Menschen, die sind heute super fit, andere haben chronische Erkrankungen und wieder andere haben ein Kleinkind, welches nachts ständig wach wird. Gesundheit und auch die individuelle Tagesform beeinflusst unmittelbar unsere Leistung, auch im Kontext Arbeit. Je eher man das versteht und akzeptiert, desto schneller kann darauf reagiert werden. Als nächsten Punkt ist es wichtig, dass man als Führungskraft anerkennt, dass man selbst (für sich und andere) für das Zusammenspiel von Gesundheit und Leistung verantwortlich ist. Wie jedes gute Werkzeug oder Auto müssen auch Mitarbeitende gepflegt werden. Man kann eben nicht erwarten, dass Menschen wie Roboter funktionieren. Da kann man zunächst bei sich selbst anfangen.

Haben Sie Tipps für konkreten Rituale oder Prinzipien im Team, um ein gesundes Miteinander zu fördern?

Jede Führungskraft entwickelt ein Gespür für Ihr oder Sein Team. Wer das noch nicht hat, sollte dafür sorgen, dass regelmäßige Check-Ins (Teamsitzungen, Jour-Fixe etc.) stattfinden. Loben Sie und äußern Sie auch in passenden Situationen, dass die Leistung gut war/ist. Reflektieren Sie zudem am Ende einer Woche, was gut und was schlecht (im Sinne von Stressoren bspw.). Das schärft die Achtsamkeit für die Folgewoche.

Was hilft, vor allem in stressigen Zeiten trotzdem klar, menschlich und gesund zu führen?

Hier kann man viele Methoden und Techniken erwähnen. Auch hier ist es wichtig zu schauen, was ein Team braucht. Ebenso sind die Ursachen für Stress sehr variabel. „Gesunde Führung“ ist dahingehend keine „One Size Fits All“ Lösung. Die einen benötigen gute und transparente Kommunikation, die anderen einen „Raum“ zum Ventilieren, die anderen Rückmeldung und Anerkennung und wieder andere vielleicht Sinnhaftigkeit und Zielorientierung. Grundsätzlich empfehle ich immer mit der Kommunikation zu beginnen, denn wenn man miteinander spricht, findet man Bedarfe heraus und kann angemessen darauf reagieren. Zudem schafft es für Menschen Verstehbarkeit, was ein wichtiger Baustein des Kohärenzgedanken (Verstehbarkeit, Handhabbarkeit und Sinnhaftigkeit) ist.

Was sollten Organisationen unbedingt verstehen, wenn sie gesunde Führung stärken wollen?

Kranke Mitarbeitende produzieren und leisten nichts und kosten zudem noch. Daher bietet es sich aus einer rein betriebswirtschaftlichen Logik heraus an, das Gut Mensch zu „pflegen“. Ohne gesunde Menschen/Mitarbeitende kann ein Unternehmen nicht überleben.

Was ist ein kleiner, aber wirksamer Schritt, den jede Führungskraft ab morgen umsetzen kann?

…sich zu fragen, wann ich heute etwas für mich (meine Gesundheit) tue.

Gibt es ein Zitat, Buch oder Motto, das Sie in Sachen gesunde Führung inspiriert?

Ein Spruch, den ich mir als Geschäftsführer mal angeeignet habe: „Manchmal ist es gesund, krank zu sein“. Gesundheit und Krankheit müssen erlaubt sein. Dann ist das eine schneller wieder da und das andere schneller weg.
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dozent

Prof. Dr. Martin Lange
Prof. Dr. Martin Lange, Dozent & Vorstandsvorsitzender BBGM e.V.

Prof. Dr. Martin Lange ist Experte für Prävention und betriebliches Gesundheitsmanagement. Er lehrt an der IST-Hochschule, ist Vorstand des Bundesverbands Betriebliches Gesundheitsmanagement (BBGM) und engagiert sich in verschiedenen wissenschaftlichen Netzwerken rund um Gesundheit, Arbeit und Führung. Sein Antrieb: Gesundheit nicht nur zu predigen, sondern auch im Arbeitsalltag konkret zu leben.

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